Von Oberflaechen und tief sitzendem Schrecken – Counter-Trafficking bei der IOM in Bangkok
In meiner letzten Stage, im Regional Office der IOM in Thailand, eroeffnen sich mir neue Horizonte. Wortwoertlich, denn dies ist (…)
11. Dezember 2013
Ein Beitrag von Charlotte Ndakorerwa
Nairobi. Dynamisch und aufstrebend. Kenias Hauptstadt vermittelt mir jeden Tag diesen Eindruck auf dem Weg zur Arbeit, der mich durch die Innenstadt führt: Autos stehen kilometerweise im Stau, Hochhäuser und Moderne prägen die Stadt. Zur rush hour sind Männer in Anzügen und Frauen in high heels auf dem Weg zur Arbeit. Nairobi scheint mir eine der wenigen afrikanischen Städte mit einer relativ wohlhabenden Mittelschicht zu sein.
Die jungen Menschen verbringen ihre Freizeit in Shopping Malls, gehen ins Kino und treffen sich in den vielen Bars und Restaurants der Stadt. Es gibt viele Ähnlichkeiten zum Großstadtleben in Europa. Und doch wird man ständig daran erinnert, dass man in Afrika ist.
Die Gelassenheit und Geduld: Man hat Zeit. Man nimmt sich Zeit. Soziale Interaktionen und die Gemeinschaft sind wichtig und hier findet man sein Glück. Weniger in der Arbeit oder in individuellen Freiheiten. Man interessiert sich für das Leben um sich herum und den Menschen, denen man im Alltag begegnet. Im Supermarkt nimmt man sich die Zeit für ein kurzes Gespräch mit der Kassiererin: „-Hello. How are you? – I am fine. Thanks. How are you? -Fine. Thanks“. So viel Zeit und Höflichkeit muss sein. Bei Leuten, die man schon mehrmals getroffen hat, ist es angebracht sich auch nach dem Wohlergehen der Familie zu erkundigen.
Als ich vor ein paar Wochen am Flughafen in Nairobi war und auf den Einstieg ins Flugzeug wartete, kam die Durchsage: „final bording call for passengers travelling to Bujumbura. Please proceed to gate immediately“. Mein Sitznachbar, mit dem Reiseziel Bujumbura, trank gelassen seinen Kaffee und unterhielt sich freundlich mit mir. Er rief der Stewardess, die gerade die Durchsage gemacht hatte, zu: „You just wait. I am still finishing my coffee“.
Das Flugzeug wartete tatsächlich.
Diese amüsanten Momente, die mir täglich begegnen und der Humor der Menschen bringen mich oft zum Lachen und machen auch ärgerliche Situationen erträglich. Als jemand im Supermarkt meinen vollgepackten Einkaufswagen für den eigenen hielt und ich genervt erneut mit meinem Einkauf beginnen musste (in seinem hinterlassenen Einkaufswagen waren hauptsächlich alkoholische Getränke), sagte eine der Angestellten zur mir: „- Was hatten Sie denn gekauft? – Pasta, Gemüse, Früchte, …- Der arme Mann, der Ihren Einkaufswagen mitgenommen hat. Er wird sich jetzt von Pasta ernähren müssen, obwohl er viel lieber sein Bier getrunken hätte“.
Die Ungewissheit: Das Leben hier ist unerwartet und nicht planbar. Jeder Tag hält neue positive und negative Überraschungen bereit. Der Alltag ist abenteuerlich. Man muss mit Strom- und Internetausfällen zu Recht kommen. Es kann passieren, dass die Person mit der man verabredet ist viel zu spät oder gar nicht kommt. Oder dass der Motor des Bootes neben einer unruhigen Herde Flusspferde ausfällt und man zu Fuß den Weg durch den Nationalpark zu seiner Unterkunft zurückkehren muss oder dass man sich im Stadtleben vor Verkehrsunfällen und gewalttätigen Übergriffen in Acht nehmen muss. Das Positive daran: meistens geht alles gut und es findet sich oft eine Lösung. In Afrika ist alles möglich.
Das macht das Leben anstrengender aber auch aufregender, denn man fühlt sich nie so sehr am Leben wie im Bewusstsein wie kurz das Leben ist und wie schnell der Tod kommen kann. So genießt man die schönen Momente umso intensiver…
Mit Geduld, Gelassenheit und den Blick gerichtet auf die wichtigen Dinge im Leben kann man hier sehr glücklich werden. Ich kann nun nachempfinden wie eine Freundin es einmal formuliert hat: „Happy to be alive. In Africa“.