12. März 2015

Klimakämpfer weltweit – Zivilgesellschaft und Start-ups für eine bessere Welt

Engagement im Bereich Klimaschutz kann viele Formen annehmen. Von der persönlichen Umstellung auf ein umweltschonendes Privatleben über den Einsatz für eine fahrradfreundlichere Stadt bis hin zur Müllbefreiung der Ozeane. Alle Projekte haben ein gemeinsames Ziel: die Welt nachhaltiger zu gestalten. ad hoc international porträtiert Menschen, die sich mit Initiativen weltweit für eine bessere, klimafreundlichere Erde stark machen.

Critical Mass

Sophie Heitz fährt täglich Rad und nimmt – als Ausdruck ihrer Überzeugung – auch regelmäßig am Critical Mass (CM) in Berlin teil. Critical Mass heißt, mit der Masse, also jedem der will, eine Fahrradtour durch die Stadt zu machen. Die Masse fällt auf: Für Sophie Heitz handelt es sich bei der CM darum, Radfahrern Sichtbarkeitzugeben, für fahrradfreundliche Städte zu werben und bessere Infrastruktur zu fordern. Mobilität und Klimaschutz hängen eng zusammen, aber für klimafreundliches Verhalten bieten die meisten Städte bisher viel zu wenige Anreize. Was für Sophie Heitz als politisches Statement anfing, ist inzwischen vielmehr ein Vergnügen geworden. Bei der CM trifft sie jeden Monat bekannte Gesichter, plant Radausflüge mit Freunden, erlebt die Stadt wie sonst nie – schnell und ohne sich über rechts-abbiegende Autos Sorgen machen zu müssen.

Mehr Informationen und die nächste Gelegenheit zum Mitfahren unter www.critical-mass-berlin.de/infos/

Mundraub

Andie Arndt ist die Sprecherin von mundraub.org, eine Online-Plattform für vergessenes Obst, Obstbäume und -sträucher, Nüsse und Kräuter im öffentlichen Raum. Zunächst organisierte Andie Arndt die Mundraub-Tour: Fahr- radtouren zu Fundorten in Berlin. Dann wechselte sie ins Projektteam Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt „mund- raub macht mobil“. In diesem Rahmen setzte sie sich für die Neupflanzungen von Obstbäumen auf kommunaler Ebene ein. Bürgermeister und Kommunen, so ihr Vorschlag, sollten ihre Baumstandorte veröffentlichen und mit der Bevölkerung teilen. Einige Städte und Gemeinden haben dies bereits erfolgreich vorgemacht und ernten nun die Früchte gemeinsamer Stadtplanung.

Mehr Informationen und der nächstgelegene Apfelbaum unter www.mundraub.org

The Ocean Cleanup

Zu seiner Enttäuschung entdeckte der Niederländer Boyan Slat während eines Tauchgangs in Griechenland mehr Müll als Fische. Aus dieser Enttäuschung erwuchs eine tiefere Auseinandersetzung mit der Plastikverschmutzung im Meer und die Ambition, den Plastikmüll in den Ozeanen einzusammeln. Um die Ozeane von den ungefähr acht Millionen Tonnen Plastik zu befreien, gründete er 2013 The Ocean Cleanup. Nach einer Machbarkeitsstudie wurde sein Projekt im September 2014 mit 2,2Millionen US-Dollar durch Crowdfunding finanziert. Boyan Slat wurde seitdem als einer der erfolgreichsten Jungunternehmer bekannt und erhielt 2014 den Umweltpreis der Vereinten Nationen „Champion of the Earth“. Gerade beendete er seine Mega- Expedition im Pazifik und sammelte wichtige Daten für die geplante Säuberungsaktion im Jahr 2020.

Mehr Informationen und absolut kein Müll unter www.theoceancleanup.com

1/2© theoceancleanup.com
2/2© Janien Ebert/foto- art13.de

Silent Climate Parade

Als Veranstalter der Silent Climate Parade (SCP) hat Daniel Hires ein Ziel: den Klimaschutz in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Die Silent Climate Parade ist eine Klimaschutzdemo, die nicht mit dem Zeigefinger sondern mit dem DJ arbeitet: Alle Teilnehmer hören über Funkkopfhörer Musik von einem DJ, der auf einem Elektroauto leise mit der Parade zieht. Die leisen Tänzer erregen Aufmerksamkeit – auch in einer Stadt wie Berlin, in der sonst eher laut gefeiert wird. Die Zuschauer wundern sich, nehmen die Aktion positiv wahr und kommen oft mit den Tänzern ins Gespräch – oder tanzen gleich mit. Die SCP möchte niemandem etwas vorschreiben, sondern Spaß am Klimaschutz vermitteln. So erreicht sie auch die Klima- Muffel und Tanzbegeisterten. Seit 2009 tanzen die Berliner jährlich für den Klimaschutz; im vergangenen Jahr mit 4.000 Menschen. Seit 2013 gibt es die SCP auch in Mainz.

Mehr Informationen und mehr Musik unter www.climateparade.org

Zero Waste Home

2008 beschloss Bea Johnson mit ihrer Familie, ein Leben ohne Müll zu führen. Das Ergebnis: Der 4-Personen Haushalt schafft es, pro Jahr weniger als einen Liter Müll zu produzieren. Durch ihren Blog und ihr Buch Zero Waste Home hat Bea Johnson es geschafft, eine wachsende Gemeinschaft zu inspirieren, einfacher zu leben und vor allem viel weniger unnötigen Müll zu produzieren. Dafür wendet sie ihre „Regel der 5 R’s“ an: Refuse, Reduce, ReUse, Recycle and Rot (ablehnen, reduzieren, wiederverwenden, recyceln, verrotten). Bea Johnson beweist, dass „kein Müll“ nicht nur umweltfreundlich ist, sondern auch Vorteile für die Gesundheit bringt und außerdem Zeit und Geld spart. Die New York Times ernannte sie zur „Priestess of Waste-Free Living“.

Mehr Informationen und kaum Verpackung unter www.zerowastehome.com

Desert Control

Andreas Julseth stellt sich eine Welt vor, die weder Dürre noch Wüste kennt. Mit seinem Start-up Desert Control will er mit der Liquid NanoClay (LNC)-Technologie trockenen Boden wieder fruchtbar machen. LNC ist ein Gemisch aus Wasser und Lehm, das durch eine patentierte Formel Wüstensand in fruchtbaren Boden verwandelt. Normalerweise braucht es 7 bis 15 Jahre und Unmengen von Wasser, um eine Wüste in fruchtbares Land umzuwandeln. Desert Control schafft es in gerade mal sieben Stunden. Durch Versuche in Ägypten entdeckte das Unternehmen, dass, verglichen mit unbearbeiteten Feldern, der Boden, der mit LNC behandelt wurde, gerade mal die Hälfte bis zu einem Drittel der Bewässerung benötigt. Andreas Julseth ist entschlossen, eine nachhaltige globale Veränderung zu be- wirken. Gerade Gebiete, die von Desertifikation oder Wasserknappheit bedroht sind, können von dieser Technologie profitieren.

Mehr Informationen und weniger Sand unter www.desertcontrol.com