6. Dezember 2014

Logbuch Lima

Großes Glück, einmalige Chance: Ich begleite die Delegation der Malediven zur UN Climate Change Conference 2014 (kurz: COP20) nach Peru. Die internationale Gemeinschaft nimmt sich dort zwei Wochen Zeit, um einem Konsens in Sachen Klimaabkommen näherzukommen.


Das neue internationale Rahmenwerk soll im kommenden Jahr im Dezember auf der nächsten Klimakonferenz (COP21) in Paris verabschiedet werden. Nachdem ich die Verhandlungen zur Klimaresolution in der UN-Generalversammlung in New York beobachtet habe, habe ich jedoch einige Zweifel, dass der große Wurf tatsächlich gelingt. Zu groß sind bisher noch die Meinungsverschiedenheiten zwischen dem großen Block der Industriestaaten auf der einen Seite und den Entwicklungsländern und aufstrebenden Volkswirtschaften auf der anderen Seite, die wiederum untereinander ganz unterschiedliche Interessen vertreten. Dabei denke ich an strittige Themen wie „Technologietransfer“ und das Prinzip der „common, but differentiated responsibilities“. Wer wird am Ende mehr Treibhausgase reduzieren müssen? Werden die entwickelten Länder ihre historische Verantwortung eingestehen, so wie es die Entwicklungsländer fordern? Es herrscht großer Gesprächsbedarf. Für die Malediven ist diese Konferenz enorm wichtig – als eines der Länder, die durch den Klimawandel in ihrer Existenz bedroht sind.

So bin ich nach Lima gereist. Turbulenter Trip, aber sicher und unversehrt angekommen. Wenn ich das bloß auch von meinem Koffer behaupten könnte. Da meine Maschine New York bereits mit einer Verspätung von 45 Minuten verlassen hatte, wurde es beim Zwischenstopp in Quito, Ecuador, etwas eng. Mein Spanisch ist echt nicht zum Angeben, aber als mir ein Mitarbeiter des Bodenpersonals bei der Ankunft in Quito „Están cerrando las puertas“ zurief, gingen die Lampen an. Beine in die Hand und ab in den nächsten Flieger. Das waren meine zehn Minuten Aufenthalt auf ecuadorianischem Boden. Ich habe mich natürlich wahnsinnig gefreut, dass ich den Flieger gerade so noch erwischt hatte… mein Koffer war leider nicht schnell genug. Daher saß ich nun in Lima dann erst mal ohne Koffer. An Tag 1 ging es dann nicht zur COP. Stattdessen habe ich dann brav Home/Hostel-Office gemacht, nach New York kommuniziert und fleißig am Abschlussbericht der Generalversammlung gearbeitet. An sich in Ordnung, wenn da draußen nicht diese Riesenkonferenz stattfinden würde und eben Lima. GEDULD. Der Koffer kommt schon… irgendwann… vielleicht… ganz bestimmt.

Dem Klimathema konnte ich aber auch ohne COP begegnen. Schon bei Reiseantritt. Als Klimaretter kann ich mich wohl kaum feiern. Schließlich habe ich durch den fast 6.000 Kilometer langen Flug 1,127 t CO2 produziert. Das spült einiges in die CO2-Kompensationskasse…

Aber auch als ich das Terminal in Lima verlassen hatte, war das Klima gleich ein Thema; zunächst durch meinen freundlichen Taxifahrer, der wegen der Kofferepisode zwei Stunden auf mich warten musste und trotzdem ein Lächeln für mich übrig hatte. „Hier ist es immer grau, es regnet eigentlich nie“, erklärte er mir. Ein Zustand, der mich in den kommenden Tagen verblüffen würde. Es ist immer grau. Lima, eine Stadt in den Wolken. So viel zum Wetter.

Im Hostel lief mir dann wieder das Klimathema über den Weg, denn da lungern ja jede Menge Backpacker rum, die so viel mehr über Peru wissen als ich – u.a. über den Klimawandel, der auch in Peru eine der Herausforderungen der Zukunft darstellt. Die Gletscher schmelzen. Die Zahl der Orkane nimmt zu. Immer öfter wird das regenarme Land von Dürren heimgesucht. Die Hauptstadt Lima hat ein großes Wasserproblem. Bereits 300m ragen die Rohre in die Tiefe, die die wertwolle Ressource an die Erdoberfläche pumpen. Nicht ohne Grund findet die Klimawandel-Konferenz dieses Jahr in Peru statt. Das ist die Möglichkeit für das Land, (zu zeigen, dass sie eine so große Konferenz stemmen können und) um den Entscheidungsträgern auf der COP die Effekte des Klimawandels aus erster Hand zu zeigen – in der Hoffnung auf ein starkes Signal für Paris im nächsten Jahr.