Blick von der Grenze
Erinnerungen an Tallinn, St. Petersburg und Helsinki verfolgen Katja Baumann in diesen Tagen. Inzwischen hat sie ukrainische Flüchtlinge bei sich einquartiert. Persönliche Gedanken zum Krieg.
3. Mai 2022
Ein Beitrag von Fiona Spuler
03.05.2022 — Berlin, Deutschland
Geladen zum Onlinetreffen am 4. April waren russische Kulturschaffende und Intellektuelle, die sich noch im Land befinden oder es erst kürzlich verlassen haben. An der Veranstaltung wurden sie vorgestellt, hier bleiben ihre Namen unerwähnt. Ziel der Veranstaltung: In der eigenen Ratlosigkeit über den schrecklichen Krieg wenigstens besser verstehen, was in Russland aktuell vor sich geht. “Angetreten sind wir alle einmal für die Völkerverständigung, nun sind wir mehr denn je herausgefordert,” so Hayek.
Das Stimmungsbild in Russland wurde von den Teilnehmenden folgendermassen beschrieben:
Als im Februar der volle russische Angriff auf die Ukraine startete, versuchten viele Russ*innen, das Land zu verlassen. Zu diesem Exodus regierungskritischer Bürger*innen kamen in der Diskussion folgende Aspekte zur Sprache:
Schliesslich die Frage: Warum protestieren die Russ*innen nicht mehr gegen den Krieg? Die Teilnehmenden reagierten mit folgenden Erklärungsansätzen:
Am Schluss der Veranstaltung kamen die Schuldgefühle zur Sprache. Wie schwer es sei, aus Russland zu sein. Wie sich jetzt viele Russ*innen an den deutschen Hauptbahnhöfen meldeten, um für die ankommenden Ukrainer*innen zu übersetzen. Dass es trotz allem wichtig sei, Brücken nach Russland zu erhalten — weil es irgendwann eine Zeit nach dem Krieg geben werde.
Hier diskutieren Fachleute ihre Erfahrung aus der Praxis. Alle drei Monate erscheint ein thematischer Blog zu einer drängenden Frage der internationalen Politik und Zusammenarbeit.