Wie Crowd Think Tanks die Demokratie neu erfinden
Viele halten es mit Churchill und finden, die Demokratie sei „die schlechteste aller Regierungsformen – abgesehen von allen anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind“.
6. März 2017
Ein Beitrag von Johanna Havemann
„With a background in Evolution and Developmental Biology, Dr. Johanna Havemann is a trainer and consultant in [Open] Science Communication and [digital] Science Project Management. Her work experience covers NGOs, a science startup and international institutions including the UN Environment Programme. With a focus on digital tools for science and her label Access 2 Perspectives, she aims at strengthening global science communication in general – and with a regional focus on Africa – through Open Science.“
„We are what we create together“ ist der Leitsatz des Global Innovation Gathering (GIG) – einer Gemeinschaft von Innovati- onszentren, Makerspaces, Hackerspaces und ähnlichen Initiativen, sowie einzelnen Innovator*innen, Maker*innen, Technolog*in- nen und Changemakers. Mit dem Do-It-Yourself Ansatz begegnen sie globalen sozialen Herausforderungen mit möglichst wenig Kostenaufwand, dafür mit technischen Lösungen. Seit Ende 2016 ist GIG eine in Berlin registrierte gemeinnützige Organisation.
Initiiert wurde GIG 2013 auf der Internet-Konferenz re:publica, als erstmals internationale Redner*innen nach Berlin kamen, um von ihren Perspektiven, Herausforderungen und technologischen Lösungsansätzen zu berichten. Es kam der Wunsch auf, das Momentum der Konferenz in dieser internationalen Zusammen- setzung zu nutzen und weiterzuentwickeln. In den vergangenen vier Jahren entstanden einflussreiche nachhaltige Projekte, drei davon stelle ich hier vor:
Das erste #PeaceHackCamp fand im Dezember 2015 im Süd-Sudan statt, das zweite im September 2016 in Kolumbien und das dritte zuletzt in Ägypten im vergangenen Mai. Menschen aus der lokalen Umgebung werden für zwei bis drei oder mehr Tage eingeladen, an Workshops zu Medientraining, Innovation und Friedensbildung teilzunehmen. Durch die gemeinsame Erfahrung des Entdeckens und Ausprobierens wird bei den Menschen unter- schiedlicher politischer Interessen, ethnischer Herkunft oder ande- rer Unterschiede gegenseitiges Verständnis etabliert und gefestigt. Gemeinsam entwickeln sie Konzepte für ein nachhaltiges, fried- liches Zusammenleben. Eine nachhaltige und einflußreiche Online-Kampagne, die im Südsudan im Rahmen des PeaceHack- Camp entwickelt wurde, heißt #defyhatenow und richtet sich gegen Hass- und Gewaltaufrufe im Netz. Unter dem Hashtag finden sich auf Twitter und Facebook Beiträge in Form von Texten, Bildern und Videos, die auf Hassrede hinweisen und die Bevöl- kerung besonders im Hinblick auf politische Ereignisse sensibilisieren und für ein friedliches Miteinander plädieren.
Zur Unterstützung der digitalen und wirtschaftlichen Transforma- tion in Afrika haben Mitglieder des GIG-Netzwerks die politische Empfehlung #i4policy entwickelt und auf dem diesjährigen Trans- form Africa-Gipfel vorgestellt. Zwei der übermittelten Empfehlun- gen zielen auf die Verbesserungen bei der Vergabe öffentlicher Auf- träge zugunsten industrieller Entwicklung und Innovation sowie die dafür notwendige Lockerung des regionalen Handels.
Das #Labmobile ist ein mobiler Maker- und Hackerspace. Die Idee dazu wurde in Gesprächen innerhalb des Netzwerks geboren, hauptsächlich zwischen Tarek Omar, der in Ägypten den MakerExpress realisierte, und Victoria Wenzelmann, die kurzerhand den „blauen Bus“ kaufte, der zurzeit in Griechenland steht. Denn schon kurz nach seiner Initiation bei der diesjährigen re:publica und der nachfolgenden MakerFaire Berlin ging es quer durch Europa. Im Juni dieses Jahres brachten Victoria und Sam Bloch von der Katastrophenhilfsorganisation Communitere das Labmobil von Berlin durch Tschechien, Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, nach Thessaloniki in Griechenland. Unter- wegs machten sie, ganz im Sinne des Austauschs und Community- Building, Halt bei Makerspaces wie dem Makers Lab in Prag, Happylab und Metalab in Wien, Makerspace in Budapest; aber auch bei Organisationen, die innovative Ansätze verfolgen, um Geflüchtete zu unterstützen, wie das Projekt OPENmarx des Future Lab der TU Wien oder der Council of Refugee Women in Sofia. Zusammen mit einem zur Werkstatt ausgebauten Anhänger bildet das Labmobile während seines Einsatzes in Thessaloniki das Mobile Ressource Center, das Communitere verschiedenen Partnerorganisationen, die mit Geflüchteten und der lokalen Bevölkerung arbeiten, zur Verfügung stellt. Der nachfolgende Einsatz für das Labmobile wird zurzeit geplant.