4. Mai 2012

Zufall in den USA

Seit Januar absolviere ich meine 2. Stage bei der Development Economics (DEC) Abteilung der Weltbank. Ich arbeite für die Development Impact Evaluation Initiative (DIME). Das Ziel der Initiative ist es die so genannten Impact Evaluationen (IEs) vermehrt in die operative Projektarbeit der Weltbank einfließen zu lassen.

Wie bereits in meinem vorherigen Blogpost angerissen, handelt es sich bei IEs um eine Forschungsmethode, die hilft den Effekt einer Intervention von exogenen Einflussfaktoren zu trennen. Dazu bedient sie sich experimenteller oder quasi-experimenteller Forschungsdesigns.

Die wachsende Nachfrage nach IEs kann zum Teil damit begründet werden, dass Theorie und Praxis der Entwicklungszusammenarbeit zu dem Schluss gekommen ist, dass umfangreiche, transformatorische Eingriffe (z.B. Strukturanpassung) nicht die erhofften Wachstumserfolge verzeichnen konnte. Es ist ein neuer Fokus auf „small development“ zu erkennen, welches eher versucht die Symptome (Krankheiten, Ernährung, sanitäre Situation) scheiternder Entwicklung zu kurieren als dessen Ursachen (Institutionen, schlechte Regierungsfuehrung, Korruption).

Die Methode ist nach wie vor umstritten. Hauptkritikpunkte sind die hohen Kosten von umfangreichen Befragungen in Entwicklungsländern, ethische Fragen und die mangelnde Übertragbarkeit von Ergebnissen auf andere Kontexte.

Kritik ist zum Teil angebracht, dennoch ist anzumerken, dass sich die Disziplin noch in den Kinderschuhen befindet. Ein größerer Fokus auf die Wirksamkeit von Entwicklungshilfe ist vor allem vor dem Hintergrund wichtig, da (i) nach wie vor nicht eindeutig festzustellen ist ob Entwicklungszusammenarbeit überhaupt zu Makro-Effekten wie Wachstum oder Armutreduzierung führt und (ii) die Armen dieser Welt nicht über die gleichen demokratischen Feedbackmechanismen verfügen, wie die Menschen in der entwickelten Welt. Wissenschaft, die es schafft kausale Zusammenhänge zu erhellen, kann, in Abwesenheit von Demokratie, hier eine Brücke schlagen, und indirekt einen Beitrag zu Rechenschaft und Rechtschaffenheit von nationalen Regierungen und der Gebergemeinschaft leisten.