14. Mai 2012

Kirgisistan, Land des goldenen Lächelns

Meine zweite Stage neigt sich dem Ende zu. Inzwischen ist es Sommer in Kirgisistan, die Tage sind heiß, die Sonne brennt vom meist wolkenlosen blauen Himmel, die Nächte sind kühl. Als ich im Februar in Bischkek, der kleinen gemütlichen Hauptstadt Kirgisistans ankam, lagen die Temperaturen noch bei -20 bis -25 °C. Ein kurzer 10tägiger Frühling brachte eine wahre Explosion von Blüten, Wachstum und Gerüchen mit sich.

Durch meine Arbeit im Country Office der IOM konnte ich das Land in kurzer Zeit noch intensiver kennenlernen: Eine Monitoringmission führte mich in alle Regionen des Landes, wo ich die Informationsveranstaltungen aller zehn NGO Partner der IOM im Rahmen des Central Asian Regional Migration Programms besuchte. In Interviews mit VeranstalterInnen und TeilnehmerInnen bekam ich einen tiefen Einblick in das Leben und die Hoffnungen von MigrantInnen und ihren Familienangehörigen. Die noch heute vorhandenen sowjetischen Administationsstrukturen, die verfallenen Straßen aus der Sowjetzeit, die mancherorts bereits von ‚den Chinesen‘ erneuert wurden, die kirgisischen sozialen und politischen Strukturen (Ältestenrat, Frauenräte, Familienräte), und die wunderschöne Landschaft, mal karg und schroff, mal hügelig, grün und saftig, machen jede Reise zu einem einmaligen Erlebnis.

Doch nicht nur die Dienstreisen, sondern auch die tägliche Büroarbeit stellte ein interkulturelles ‚Nahkampferlebnis‘ dar. Als einzige Ausländerin im Country Office musste ich mich täglich im Sprachenwirrwarr zwischen Russisch und Kirgisisch behaupten, was durch die Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit meiner KollegInnen jedoch mehr als wettgemacht wurde. Das kleine Büro mit etwa 15  Mitarbeitern ist darauf angewiesen, dass im Arbeitsalltag alle eingebunden werden, die Kommunikation reibungslos funktioniert und jeder bereit ist, spontan eine Lücke zu füllen. Bereichert wurde der Arbeitsalltag durch die Tradition, zu jedem offiziellen und inoffiziellen Feiertag Torten und andere Leckereien anzuschleppen und blumige Toasts (natürlich nur mit Saft und Wasser!) auszusprechen. Meine fleißig auswenig gelernten Toasts in der Landessprache wurden mit Freude und Gelächter ob meiner Versprecher aufgenommen.

Nun reise ich also ab ins South-East Asia Regional Office der IOM in Bangkok, und bin gespannt. Aus Zentralasien werden mich viele Bilder begleiten: Würdevolle Gruppen älterer Männer und Frauen, weniger würdevolle Gruppen junger Männer, die ‚aggressive‘ Gastfreundschaft, der sich jeder Besucher Kirgisistans unterwerfen muss, Schafe, so zahlreich wie die Sterne am Himmel – manchmal wird ein Schaf im Beiwagen eines alten sowjetischen Ural-Motorrads transportiert –, Schaschlikspieße soweit das Auge reicht und immer: das goldene Lächeln der Kirgisinnen und Kirgisen.